Lowepro Flipside 400 AW im TestEin Rucksack ist die praktischste Art, seine Fotoausrüstung zu transportieren – zumindest so lange, bis man die Kamera braucht und den Rucksack abstellen muss. Bei Outdoor-Aktivitäten oder schlechtem Wetter kann das zur Herausforderung werden. Kann Lowe mit seiner Flipside-Funktion das Problem lösen? Wir testen den Lowepro Flipside 400 AW, das zweitgrößte Modell der Serie.

Verpackung und Lieferumfang

Der Lowe Flipside 400 AW ist für große Kameraausrüstungen gedacht. Und der passt in so ein kleines Paket? Ja, er passt. Die kompakten Außenmaße täuschen ein wenig, was das Fassungsvermögen angeht. Geliefert wurde der Rucksack vollständig mit allen benötigten Trageriemen und Regenschutz.

Design und Verarbeitung

Beim Design fällt sofort auf, dass es an der Außenseite keine sichtbare Möglichkeit zum Öffnen des Hauptfachs gibt – nur die Reißverschlüsse des flachen Zusatzfachs sind zu sehen. Als Diebstahlschutz hat Lowe den Deckel des Hauptfachs auf die dem Rücken zugewandte Fläche verlegt. Gleichzeitig bietet der Rucksack damit die Möglichkeit, die Kamera zu entnehmen, ohne ihn abzusetzen. Ob das funktioniert, testen wir unter den Punkten Ausstattung und Tragekomfort.

Wie wir es von Lowe gewohnt sind, macht der Flipside 400 AW einen erstklassig verarbeiteten Eindruck. Die Nähte sind dick und nicht zu nah an den Rändern platziert, nirgends sehen wir lose Fäden. An besonders beanspruchten Stellen sind die zu vernähenden Teile nach innen geklappt. Die soliden Reißverschlüsse werden durch überhängenden Stoff geschützt. Innen überzeugt der Flipside 400 AW durch üppige Polsterung und flexibel einsetzbare Raumteiler.

Ausstattung und Geräumigkeit

Hauptfach

Im Hauptfach messen wir eine nutzbare Länge von 42 cm. Damit bringen wir auch eine große DSLR mit angesetztem Telezoom oder entsprechender Festbrennweite unter, wenn die Streulichtblende in Transportstellung montiert ist. Zum Vergleich: Eine Canon 5D Mark III mit dem beliebten EF 70-200 mm 1:2,8 misst ca. 30 cm. Davor bleibt also sogar noch Platz für ein zweites Gehäuse oder eine kleineres Objektiv.

Knapp wird es dagegen bei der Höhe: 15 cm stehen uns zur Verfügung. Eine große DSLR mit Batteriegriff lässt sich unterbringen, beult den Rucksack aber schon geringfügig aus und beansprucht die Reißverschlüsse.

In der Breite hat der Lowe Flipside 400 AW ein Innenmaß von 27 cm. Das ist ausreichend für weitere Objektive, die sich bis 15 cm Baulänge aufrecht stellen lassen, längere Objektive werden liegend transportiert. Blitzlicht, Telekonverter, ein kleines Ladegerät und ähnliches Zubehör lassen sich dank der mit Klettverschlüssen sehr sicher anzubringenden Raumteiler neben der Kamera und dem angesetzten Objektiv platzieren.

Deckel

Der Deckel des Hauptfachs – zur Erinnerung, das ist bei den Flipside Rucksäcken der dem Rücken des Trägers zugewandte Teil – ist mit einem größeren Reißverschlussfach und drei kleineren Fächern mit Klettverschluss, zum Beispiel für Speicherkarten, ausgestattet. Dass am Reißverschluss nur eine einfache Kordel als Anfasser dient, enttäuscht angesichts der ansonsten sehr hochwertigen Ausstattung. Immerhin lässt sich der Schieber unter einer Abdeckung verstecken.

Die Reißverschlüsse des Deckelfachs gehen nicht bis in die Rundungen am Boden des Rucksacks. Das führt dazu, dass das Fach sich nicht vollständig aufklappen lässt und immer wieder zurückklappt. Mag sein, dass Lowe es so beabsichtigt hat, und beim Öffnen des vor den Bauch geklappten Rucksacks hat es auch Vorteile – uns stört es in der Summe aber mehr, als es nützt.

Außenseiten

An der Außenseite des gibt es ein recht geräumiges Fach für Gegenstände, die im schnellen Zugriff sein sollen, zum Beispiel Mobiltelefon oder Taschenlampe. Auch ein kleines Tablet passt hinein. Wir geben aber zu bedenken, dass dieses Fach nicht diebstahlsicher ist. Dass Lowe ausgerechnet hier einen Haken für einen Schlüsselbund anbietet, bleibt unverständlich.

Erwähnenswert sind schließlich noch die Bänder, mit denen ein Reisestativ außen am Rucksack in Längsrichtung befestigt werden kann, sowie der Regenschutz, der aus dem Rucksackboden nach oben gezogen wird und die ganze Außenseite des Rucksacks umspannt.

Leergewicht

Der Lowe Flipside 400 AW bringt leer 1,6 kg auf die Waage. Angesichts der Größe und der vorbildlichen Polsterung ist das ein guter Wert – wir kennen Rucksäcke, die doppelt so viel Leergewicht haben.

Tragekomfort

Die Trageriemen sind sinnvoll angeordnet und dem Transport einer großen Ausrüstung angemessen gepolstert. Die beiden Schulterriemen werden durch einen kleinen Brustgurt verbunden und sind damit gegen Verrutschen gesichert.

Dem Rückenteil und dem Beckengurt kommen wegen des Flipside-Prinzips besondere Bedeutung zu. Die Idee bei Flipside ist, dass man die Schulterriemen abstreift, der Rucksack aber nicht abgesetzt wird, sondern durch den Bauchgurt gesichert nach vorn bewegt. Der Fotograf kann den horizontal vor dem Bauch hängenden Rucksack am Rückenteil öffnen und sogar als Plattform nutzen, um Objektive zu wechseln.

So weit die Theorie. Für die Praxis dürfen wir zunächst festhalten, dass die Reißverschlüsse im Rückenteil nicht stören. Abstandshalter sorgen dafür, dass genügend Platz ist und die Schieber oder Anfasser nicht auf den Rücken des Trägers durchdrücken. Das Verschieben des Rucksacks nach vorn ist gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber wie versprochen. Allerdings empfinden wir den ungepolsterten Beckengurt als untauglich, um das ganze Gewicht des Rucksacks aufzunehmen, wenn er nach vorn geklappt ist. Der Idee und dem Anspruch des Herstellers angemessen wäre es gewesen, hier einen Gurt mit Polsterung wie für die Schulterriemen zu verwenden.

Robustheit und Haltbarkeit

Der Lowe Flipside 400 AW ist für den Outdoor-Einsatz konzipiert. Die feste Polsterung und der integrierte Regenschutz lassen ihn zu einem robusten Begleiter auch abseits ausgetretener Pfade werden. Die solide Verarbeitung lässt auf lange Haltbarkeit schließen.

Kleine Tipps

Wenn Sie die Flipside Funktion bei schwerer Ausrüstung und vollem Rucksack nutzen möchten, stützen Sie den Rucksack vor dem Körper unbedingt mit angewinkeltem Knie auf dem Oberschenkel ab. Nur so haben Sie einen sicheren Halt und vermeiden ein schmerzhaftes Einschneiden des Beckengurts.

Vorteile:
+ Großes Platzangebot
+ Kamera-Ausrüstung diebstahlsicher verpackt
+ Outdoor-Tauglichkeit

Nachteile:
– Beckengurt nicht gepolstert
– Höhe des Hauptfachs knapp bemessen
– Fach für Tablet nicht diebstahlsicher

Fazit

Der Lowe Flipside 400 AW überzeugt durch seine hohe Qualität und die vielseitige Verwendbarkeit. Einerseits spielt er seine Outdoor-Qualitäten mit Flipside-Prinzip und Regenschutz aus, andererseits zeugt die diebstahlsichere Unterbringung der Kamera davon, dass die Produktdesigner auch über die Gefahren des Großstadtdschungels Bescheid wissen. Lowe ist keine Billigmarke, das Preis-Leistungsverhältnis aus unserer Sicht aber sehr gut. Wir empfehlen den Flipside 400 AW allen Nutzern mittelgroßer und großer Fotoausrüstungen, die mit der Höhe des Hauptfachs von 15 cm klar kommen. Wer eine noch größere Kamera besitzt, sollte sich das Modell 500 AW anschauen.
Bewertung: 5 von 5 Punkten


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